Nachdem wir ein Jahr in Paraguay waren, kamen auch die ersten Freunde aus Deutschland. Meine Freundin Sonja mit ihrer Schwester Monika aus dem Allgäu nahmen einen Flug von 32 Stunden in Kauf, um uns zu besuchen.
Wir hatten am 27. Oktober im Jahr zuvor unser Grundstück mit Haus (ein Rohbau mit drei Räumen) gekauft und waren gerade mit den baulichen Maßnahmen fertig geworden. Unsere Sprachkenntnisse hielten sich auch noch in Grenzen, die zwei Doppelstunden in Deutschland und das, was man im erstem Jahr mit Händen und Füssen lernt. Unsere älteren Nachbarn hier auf dem Campo sprachen ebensowenig spanisch wie wir. Hier sprach jeder noch Guarani.
Von unserem neuem Gastland hatten wir selbst auch noch nicht viel gesehen und was lag da nicht näher als den Staudamm und die Wasserfälle zu besichtigen. Da Thomas noch mit dem Ausbau vom Haus und Hof beschäftigt war und die Tiere versorgen musste, die wir uns angeschafft hatten, musste ich den Ausflug alleine planen.
Wir drei Frauen hatten Glück und ein Nachbar aus Mbatovi nahm uns am Abend in seinem Auto mit nach Asuncion, so mussten wir nicht mit dem Bus (und die waren nicht so gut wie heute) oder auf der Ladefläche unseres Unimogs in die Hauptstadt reisen. Ich möchte dazu noch anmerken, dass in dieser Zeit das gesamte Barrio den Bestand von zwei Autos, einen Lastkraftwagen und drei Fahrrädern aufwies. Der Rest bewegte sich auf dem Pferd oder dem Ochsenkarren vorwärts. In Asuncion empfing uns meine Freundin Elke und wir verbrachten den Abend bei ihr und schliefen noch ein paar Stunden.
Um 01.00 Uhr morgens fuhr uns Elke dann zum Busterminal der Hauptstadt, wo unser Ausflug starten sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Kopf- und Magenschmerzen vor lauter Angst, was auf der Reise alles passieren könnte. Wir schliefen die meiste Zeit der Fahrt und nach sieben Stunden waren wir im Busbahnhof von Ciudad del Este angekommen. Zum Frühstück konnten wir einen hier üblichen Nescafe und ein paar Sachen zum Essen auftreiben. Aber danach, wie geht es weiter….
Wir studierten die verschiedenen Schilder und Monika versuchte etwas mit ihren Englischkenntnissen zu erfahren, klar ohne Erfolg, die verstanden nur Bahnhof, Busbahnhof. Hier verstand man die englische Sprache genauso gut wie wir die spanische. Als wir so hilfesuchend da rumstanden, kam plötzlich ein Mann auf uns zu und redete auf uns ein. Soviel konnte ich ja auch noch nicht, doch nach und nach verstand ich was er wollte.
Er war Taxifahrer und bot uns an zum Staudamm und zu den Wasserfällen (argentinische und brasilianische Seite) zu fahren. Ein Mittagessen war im Preis auch mit dabei und das alles zu einem akzeptablen Preis. Wir beratschlagten uns und willigten dann ein. So ganz sicher, dass wir alles richtig machen waren wir uns nicht. Doch nun ging die Fahrt in einem gar nicht so schlechtem Taxi los. Auf zum Staudamm.
Am Staudamm angekommen die erste schlechte Nachricht, die Führung hatte schon begonnen und der Bus für die Besichtigungsfahrt war schon weg. Da haben wir schon mal lange Gesichter gemacht.
Doch wir hatten die Rechnung ohne unseren Taxifahrer gemacht, schon war er unterwegs und sprach mit einigen Leuten. Und so wurde für uns drei Grazien eine eigene Führung gemacht. Wir saßen zu dritt in dem Filmvorführraum und sahen uns den Film über die Entstehung des Staudammes an und als wir dann wieder ins Freie kamen stand ein großer Reisebus für unsere exklusiv Rundreise über das Staudammgelände und die Turbinen bereit. Es war eine interessante Besichtigung und ich erinnere mich noch heute an die Größe der Anlage und ihrer Maschinen.
Unsere Bedenken gegenüber dem Taxifahrer waren verflogen und wir lernten ihn als guten Reiseführer kennen. So, dass wir ab dem Moment nur von unserem Taxifahrer schreiben und sprechen.
Danach ging es im Taxi weiter zu den Wasserfällen, als erstes auf die brasilianische Seite. Damals gab es noch keinen Busbahnhof vor den Wasserfällen und man konnte noch direkt bis zum Parkplatz des Hotels fahren. Wo heute der Busbahnhof ist, war früher nur so etwas wie eine kleine Mautstelle wo man den Eintritt bezahlte. Unser Taxifahrer zeigte uns an einer Tafel wie wir „laufen“ sollten, wie lange es ungefähr dauert und wo er uns wieder abholt. Schon damals blieben jedem Besucher als erstes die unzähligen freilaufenden und frechen Nasenbären in Erinnerung. Das Naturschauspiel der Wasserfälle werden auch für uns immer unvergessen bleiben.
Wie abgemacht, wurden wir am vereinbartem Punkt von unserem Taxifahrer erwartet und fuhren etwas außerhalb von Foz zum Essen. Ein nettes Restaurant - und bevor wir uns versahen, war unser Tisch mit allerlei Sorten von Fleisch, Beilagen und Salaten in solch Mengen vollgestellt die kein Mensch hätte essen können, Wahnsinn.
Nach dem Essen, keine Müdigkeit bitte und weiter ging es auf die argentinische Seite der Wasserfälle. Hier wurden wir wieder an einer Schautafel eingewiesen und wir wanderten vorbei an herrlichen Orchideen bis zur Isla San Martin. Für eine Bootsfahrt in die Wasserfälle war es leider schon zu spät.
Nun zurück nach Ciudad del Este zum Busbahnhof. Hier bezahlten wir noch den abgemachten Betrag an unseren Taxifahrer und bedanken uns nochmals bei ihm für diesen schönen Tag, an dem er viel zum Gelingen beigetragen hat. Zum Abschluss wechselte er unsere Bustickets noch auf einen Bus früher, sodass wir eine nicht so lange Wartezeit am Busterminal in Ciudad del Este hatten.
Hundemüde kehrten wir um 24.00 Uhr nach Asuncion zurück und erwischten noch einen Bus der uns nach Paraguari mitnahm. In Paraguari marschierten wir zur Polizeidienststelle und baten darum telefonieren zu dürfen.
Hier riefen wir einen Nachbarn in Mbatovi an, der im glücklichen Besitz von einem Telefon und einem Auto war und uns auch freundlicherweise um 02.00 Uhr abholte und nach Hause brachte. Handys und Telefone im jedem Haus gab es damals noch nicht.
Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen was für ein Erlebnis das war, dass es auch nach 19 Jahren noch so in meiner Erinnerung geblieben ist.
Viele Grüsse
Renate