Dieser Abend wurde bereits mit großer Spannung erwartet, sollten doch die Rock-Harfe spielenden Zwillinge Camille und Kennerly aus den U.S.A. auftreten. Auftrittsort war wieder das Stadttheater von Asuncion, Beginn 20.30 Uhr.
Wir waren zuhause und bekamen die Nachricht (es war gerade 18.00 Uhr) daß sich bereits eine Riesenschlange vor dem Stadttheater gebildet hat.
Also rasch zurecht gemacht und in zügiger Fahrt zum Stadttheater. Dort angekommen, stellten wir uns an das Ende der Riesenschlange und mit Glück kamen wir noch ins Theater. Direkt hinter uns wurden die Türen geschlossen. Meine Freundin, die noch das Auto geparkt hatte, konnte nur noch aufgrund ihrer Pressetätigkeit ins Theater gelangen.
Wir bekamen einen Platz ganz oben auf der dritten Balustrade, solange das Licht noch an war konnte ich nicht nach unten auf die Bühne sehen – ich habe solche Höhenangst.
Mittlerweile wurden noch weiter Leute eingelassen, die sich dann auf den Fußboden der Gänge setzten. Später erfuhren wir, daß die Leute mit den Fäusten wütend an die Türen gehämmert hatten, um eingelassen zu werden.
Es war nun 20.30 Uhr und das Konzert begann. Ich konnte nun auch entspannt auf die Bühne sehen.
Es fing mit einer Gruppe jugendlicher Harfenspieler „Arpas Pilarenses“ an, die unter der Leitung von Martin Portillo eine Auswahl von Polkas spielten.
Danach folgte Juanjo Cabalan mit zwei Eigenkompositionen, wobei er von einem Gitarren- sowie einem Sitarspieler begleitet wurde. Das Publikum dankte diesem harmonischen Beitrag mit nicht endenwollenden Beifall und zeigte damit, das Juanjo Corbalan ihren Geschmack voll getroffen hatte.
(Video Juanjo Cabalan)
Jetzt ging auf der Bühne das Licht aus und der Spot an… es präsentierte sich der nächste Teilnehmer neben einer Laterne auf der Bühne sitzend. Der Spanier Vicente La Camera Marino, dessen Harfe eher wie eine Laute klang und alte Lieder und Balladen aus Irland und Schottland des 16.-17. Jahrhunderts spielte —wunderschön—
Ihm folgte Nicolas Caballero aus Paraguay, ein weiterer Meister der Harfe. Er spielte 1965 im Vatikan vor Papst Paul VI. 1989 begleitete er Placido Domingo zu den Aufnahmen „Sonadores de Espana“ auf der Harfe.
Er erfreute uns mit zwei Musikstücken, eines davon “ On the street where you live“.
Und nun war es endlich so weit;
die sich auf´s Haar gleichenden blonden, blauäugigen Zwillinge aus den USA, Camille und Kennerly; in ihrem rasanten Outfit betraten sie die Bühne, sagten : Hola Paraguay und fingen an zu spielen. „MANN“ war begeistert!
Die ausschweifenden Handbewegungen, das Lächeln, das Umblättern der Notenblätter –alles zeitgleich– (sie waren übrigens neben der Italienerin Maria Galassi die Einzigen, die nach Noten spielten, nur so am Rande bemerkt) Themen von Iron Maiden, Gun´s N´Roses.
Für mich war das etwas zu modern und so nutzte ich die Zeit, die sie für ihre sechs Musikstücke benötigten, um eine Zigarettenpause vor dem Theater zu machen. Da stand auch Lena Woods – ob es ihr auch wie mir ging ?
Nach meiner Pause kam ich pünktlich zu dem Auftritt der Italienerin Giuliana de Donno, die typische italienische Musikstücke spielte. Als Abschlußlied spielte sie, wie konnte es anders sein, „o sole mio“. Eine schöne Darbietung.
Nun begeisterte wieder ein Interpret aus Paraguay das Publikum, Marcelo Rojas. Man spürt bei seinen Darbietungen, daß er für diese Musik lebt. Der Saal tobte und nach zwei Stücken und zwei weiteren Zugaben ließ ihn das Publikum von der Bühne.
(Video Marcelo Rojas)
Der nächste Gast kam aus Kolumbien, Edmar Castaneda, ein sympatischer Künstler und Könner auf der Harfe. Seine Musikrichtung, der Jazz, liegt mir persönlich nicht so. Er spielte „Jesus von Nazareth“ wo ich im Gegensatz zu den himmlische Klängen die ich erwartete, einen eher aggressiven Musikstil feststellte. Aber die Musikgeschmäcker sind eben verschieden.
Zu unser Überraschung kündigte er seine Ehefrau Andrea Tierra an. Eine interessante Erscheinung, die uns mit einer wunderschönen Stimme ein Lied aus ihrer Heimat , Kolumbien vortrug.
(Video Andrea Tierra)
Als Abschluß kam ein Zauberer auf die Bühne und zeigte seine Kunststücke. Er zauberte aus einer Kiste Rito Pedersen den Künstler, welchem der zweite Tag des Festivals gewidmet war.
Rito Pederson kam in Begleitung seiner zwei Enkelkinder. Der Junge spielte mit seinem Opa und begleitete ihn auf einer Mini-Harfe, das Mädchen tanzte dazu. Er war so stolz auf die Beiden und es war für alle ein bewegender Moment.
(Video Rito Pedersen)
Somit ging der zweite Abend des Festivals zu Ende und voll mit neuen Eindrücken und Harfenmusik aus verschiedenen Ländern ging es zurück nach Hause; diesmal ohne Stau.